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Wer ist Catharina von Greiffenberg?


Hochzeitsbild Catharina von Greiffenberg

Letzte Woche hatte ich Gelegenheit einen Vortrag von Dr. Heimo Cerny im evangelischen Pfarrhaus Amstetten zu besuchen. Wie viele der Zuhörerinnen und Zuhörer habe ich nicht gewusst, dass die berühmteste deutsche Lyrikerin der Barockzeit im Raum Amstetten gelebt hat.


 Dr. Cerny, selbst Professor für Deutsch und Geschichte, erzählte uns, dass er in seiner gesamten Schul- und Studienzeit nie von ihr gehört hat. Erst später folgte er einer Einladung des damaligen Schlossherren von Seisenegg und entdeckte bei einem Rundgang im Schloss einen Raum, in dem gut erhaltene Briefe, Bilder und Gedichte von Catharina von Greiffenberg verborgen waren.


Catharina von Greiffenberg wurde 1633 mitten im Dreißigjährigen Krieg in Seisenegg geboren. Ihr Großvater war ein schwerreicher Geschäftsmann, der geadelt wurde. Neben Schloss Seisenegg ließ er auch die Schlösser Weinzierl bei Wieselburg und Carlspach (stand in der Nähe des heutigen St. Martin-Karlsbach) erbauen.

 

Nach dem Tod des Vaters wurde ihr Stiefonkel ihr Vormund und ermöglichte ihr das Studium von Literatur, Sprachen und Geschichte. In der damaligen Zeit ein Privileg! In der Trauer um die früh verstorbene kleine Schwester begann Catharina religiöse Gedichte zu schreiben. Ihr Stiefonkel heiratete sie und ließ als Hochzeitsgeschenk ihre Gedichte als Lyrikband drucken.

 

Schon bald war Catharina im deutschsprachigen Ausland bekannt und wurde auch zur Vorsitzenden eines bedeutenden literarisch-religiösen Zirkels, der ISTA-Gesellschaft. In Österreich wurde sie jedoch nicht beachtet, war sie doch eine Protestantin und somit „Feindin“ der römisch-katholischen Kirche. Deswegen wurde Ihr Stiefonkel und Mann wegen Blutschande verhaftet und eingesperrt. Catharina musste wegen ihrer Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche all ihre Besitztümer aufgeben und konnte nach Nürnberg fliehen, nachdem ihr die neuen Schlossbesitzer in Seisenegg das Leben schwer gemacht hatten.


Auszug aus dem Gedicht "Lustliedlein beim Ybbserfluss"

In Nürnberg erlangte sie endgültige Berühmtheit und konnte Kontakte zu anderen bedeutenden Lyrikern der Barockzeit knüpfen. Sie wurde Vorsitzende verschiedener Zirkel und brachte viele religiöse und auch landschaftliche Gedichte heraus.



Ihre weiteren Bemühungen, auch am österreichischen Kaiserhof anerkannt zu werden, blieben ohne Erfolg, durch erfolgreiche Prozesse gegen Wien und vor allem durch die Veröffentlichung ihrer Werke konnte sie in Nürnberg ein sorgenfreies Leben führen.

 

Catharina von Greiffenberg starb am 10. April 1694 in Nürnberg, ihre Werke werden aber bis heute von Germanisten aus aller Welt geschätzt und verbreitet. Zum 300. Todestag organisierte Dr. Cerny 1994 im Schloss Zeillern ein Symposium um die berühmte Lyrikerin nicht wieder in Vergessenheit geraten zu lassen.



Dr. Heimo Cerny mit Elisabeth Asanger und Claudia Kern vom Verein "Die Amstettnerin"

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